99 Schafe, 9 Groschen und zwei Söhne verloren...

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


willy
Administrator

87, Männlich

Beiträge: 35

99 Schafe, 9 Groschen und zwei Söhne verloren...

von willy am 11.05.2011 13:50

Sie kehren mir den Rücken zu und nicht das Angesicht. Aber wenn die Not über sie kommt, sprechen sie: »Auf und hilf uns!«
Jeremia 2,27

Christus spricht: Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte?
Matthäus 18,12 und Lukas, Kapitel 15


Gott ist nicht mein Befehlsempfänger. Wenn ich mich keinen Deut um ihn und seinen Weg kümmere, muss ich nicht meinen er sei einfach für mich da, wenn ich mal nicht allein klar komme. Das wäre ein Gott nach dem Prinzip Sonntagschulneger: oben den Groschen rein, unten Gebetserhörung abholen. Das wird niemals klappen!

Dieser Groschen aber hat zwei Seiten. Eine habe ich angedeutet: Gott kennt Spielregeln und klare Grenzen, die ich als kleiner Mensch hier zu beachten habe. Diesen Gott kann ich nicht manipulieren und missbrauchen, so dass er immer in meinen Kram passt.
Im Rahmen dieser Grenzen aber kenne ich Gott als liebenden Vater, der mich sucht und beschützt. Er hat alles für mich gegeben. Sollte ich da nicht auch seine Richtlinien annehmen?

In Lukas 15 steht eine kurze Einleitung: Es waren aber viele, die Jesus hören wollten. Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren auch da... (Sie waren kaum gekommen um ihn zu hören sondern um etwas gegen ihn zu finden...) Ihnen erzählte er eine Geschichte zum Vergleich...

Ich mach nen kleinen Ausflug in die Schafherde: neunundneunzig brave, linientreue, manchmal gar übereifrig liebe Schafe. Es wird in eine Richtung gegrast, gerannt, geblökt. Nur eines stellt die Linie des Leithammels in Frage: es blökt quer! Es würde mich gar nicht wundern, wenn hier einige der ganz braven, linientreuen Blöker nachhelfen würden um den unbequemen Querblöker los zu werden. Ein wenig mobben, stubsen, zur Seite drängen und da Querblöker sich eben quer stellt ist er auch recht bald aus der Herde raus...

Aber das ist dem Hirten gar nicht recht. Er mochte den kleinen Querdenker, der eben seine Grenzen ausloten wollte. Die braven 99 konnte er gut allein lassen, nicht aber den kleinen Einzelgänger. Der hatte wohl inzwischen ein paar Kratzer abbekommen und hing gefangen im Gestrüpp. Hier fand ihn der Hirte, befreite ihn und brachte ihn heim, wo er eine Riesenfete veranstaltete. Geht’s noch? Eins von 100 hast du gefunden und nun baust du ein Fest?!

Dreh ruhig mal den Spieß um: den 99 war nicht zu helfen. Sie fügten sich zwar den Regeln, lebten aber nie in einer Liebesbeziehung zu ihrem Hirten. Diesen selbstgerechten Frommen war nicht zu helfen. Zwar sahen sie ganz richtig die Fehler des kleinen Querblökers. Aber ihre eigenen Patzer deckten sie in Selbstgerechtigkeit zu...

Gott kannst du nie übertölpeln. Durch Jesu Tod und Auferstehung wird mir die Gerechtigkeit geschenkt, die vor Gott gilt. Ich muss sein Geschenk nur annehmen. Alles andere gleicht einer besudelten Klamotte, taugt nicht vor Gott.

Sein Geschenk annehmen, zurückkommen zum Hirten und sich durch ihn führen lassen: das bringt auch dir wirkliche Freiheit.

Vom Ross zu fallen ist immer schmerzhaft: ob ich nun in die Selbstgerechtigkeit oder ins Gestrüpp der eigenen Wege falle: Gott sucht mich, zieht mich zu sich und will zu mir eine innige Beziehung aufbauen. Er steht nicht auf angelerntem Kadavergehorsam, er will Kinder, die aus Liebe seinen Willen tun. Dazu gibt er mir die Kraft.

Machst du da auch mit?

Die Braut mit dem Brautpfand

Die vergleichende Geschichte hört hier nicht einfach auf. Jesus fährt weiter. Er berichtet von einer Braut. In Griechenland hält sich der Brauch bis heute: der Bräutigam schenkt seiner Verlobten eine Anzahl goldglänzender Münzen, die das Mädel an ihr Kopftuch annäht. Was ist so ne Münze wert? An sich nicht viel. Ihren Wert erhält sie erst dadurch, dass sie das Brautpfand ist. Dieses gilt es bis zur Hochzeit zu bewahren. Stell dir das Gerede vor: die Braut hat ihr Pfand nicht bewahrt, hat womöglich gemogelt und eine eigene Münze eingenäht...

Paulus sagt uns, dass wir den Geist Gottes wie ein Brautpfand erhalten haben, ein Angeld auf die zukünftige Herrlichkeit. Es gilt also, das Feuer des Geistes im Herzen zu bewahren. Wenn du ein Feuer am brennen halten willst, schaff immer wieder die anfallende Asche weg! So vieles aus dem Alltag will das Feuer Gottes in meinem Herzen ersticken. Lass das niemals zu!!

Wie jede Münze zwei Seiten hat, will ich auch hier die andere Sicht anschneiden. Die Braut hat ein Haus. Die Frau wird oft mit Gott verglichen. Sie hat ein Haus, also, das Haus Gottes, die Gemeinde. Münze, in meinen Augen fast wertlos. Nicht so in Gottes Augen. Was sagt nun dieser Teil der Geschichte? Gott kennt ein anderes Maß als ich. Was ich vielleicht noch als kaum beachtlich einstufe ist für Gott so wertvoll, dass es ihm in den Sinn kommen kann sein Haus auf den Kopf zu stellen - Er findet dabei, was ich kaum beachte: die Münze, die für ihn so kostbar ist: es geht auch hier um die Liebesbeziehung des Vaters zu uns Menschen. Er hat ein ganz anderes Maß, eine völlig andere Werteskala.

Du bist wertvoll in meinen Augen und ich habe dich lieb gewonnen. Ein Wort, das schon im Alten Testament steht. Dieses Wort gilt z.B. auch für den Junky der nicht von der Nadel loskommt...


Die verlorenen Söhne

Wenn ich die Geschichte lese erschrecke ich über die dreiste Forderung des jüngeren Sohnes: Vater, gib mir den Teil des Erbes der mir von deiner Seite zusteht.

Diese Bitte äußerte in Ostfriesland der Sohn eines Bauern, als dieser mit seinem Vater am dreschen war. Die Antwort: Nach getaner Arbeit. Das Korn lag in den Säcken als Vater sich dem Jungen zuwandte und diesen mit dem Dreschflegel ausklopfte. "Was dir von meiner Seite zusteht hast du nun bekommen, willst du Mutters Anteil auch noch haben?"

Dieser Vater, von dem Jesus spricht, teilte das Erbe und gab dem Jungen seinen Anteil. Wir sehen wie der Junge total verkommt, schließlich aber umkehrt. Vater hat seinen Sohn wieder und feiert ein Fest.

Erschreckend finde ich die Reaktion des älteren: "...da nun dieser, dein Sohn, zurückkehrt feierst du..." Der brave, gehorsame Junge versteht die Welt nicht mehr. Der hat dein Vermögen verprasst und du sagst nichts dazu?! Wenn er dein Sohn ist habe ich hier nichts mehr verloren. Als Bruder akzeptiere ich ihn nicht mehr...
Im konkreten Fall geht es um Israels geistliche Führer, die zwar versuchten nach dem Gesetz gerecht zu leben. Aber von einer innigen Liebesbeziehung zu ihrem Vater waren sie weit entfernt.
Ganz im Gegenteil der jüngere Sohn. Ob ich in ihm nun die Heiden sehen will lass ich mal offen. Zuerst sehe ich auch hier die anwesenden Juden, das Fußvolk, das hören wollte: sie wollten zu Gott kommen und wie wir sehen waren es Scharen, die in die Nachfolge Jesu traten. Es waren Scharen aus dem Fußvolk und nur wenige aus Führungskreisen.

Eine Geschichte, die sich unter Christen aus den Nationen leider auch immer wieder wiederholt.

Jesu Frage klingt in meinen Ohren nach: Willy, liebst du mich? Liebst du mich mehr als alles andere?
Darauf kommt es schließlich an.

Willy

Ich bin nicht Gottes Ratgeber gewesen - ich bin sein Kind!

Antworten

« zurück zum Forum